Gestern war es, da berichtete ich in der Selbsthilfegruppe ziemlich stolz, dass es mir gut geht, dass meine Angst vor der Advent- und Weihnachtszeit unbegründet ist, dass ich jeden Tag etwas anderes vor habe und hatte, dass mich nichts ins Grübeln und in die Abwärtsspirale ziehen könnte.
Genau 10 Minuten nach der Selbsthilfegruppe schaute ich auf mein Handy, um es aus dem „lautlos“-Modus wieder hörbar zu machen.
Und ich sah, das J. versucht hatte, mich anzurufen.
Dieser J., der nicht so ganz unschuldig ist, dass es mich vor einem Jahr in diese schwere Depression abrutschen ließ.
Dieser J., der mir jegliches Selbstwertgefühl nahm (und ich es mir nehmen ließ).
Dieser J., der mehr vor jetzt fast genau einem Jahr sagte, dass er mich hasst, weil ich nicht die physische Kraft hatte, für ihn das zu sein, was er gern hätte.
Dieser J., mir vor einigen Wochen sagte, wie sehr er alles bereut und wie viel besser es wäre, wäre ich noch bei ihm.
Dieser J., dem es jetzt selbst richtig schlecht geht, mir aber momentan das Mitleid fehlt, weil es alles Dinge sind, die er ganz persönlich verschuldet hat und er sich einfach nur an bestehende Gesetze hätte halten müssen.
Dieser J. versuchte nun, mich gestern anzurufen, was zur Folge hatte, dass ich innerhalb weniger Minuten, den Boden unter mir ins Wanken geraten ließ.
Warum hat dieser Mann noch eine derartige Macht über mich?
Ist es diese Emotionalität der Adventszeit? Ist es die Hoffnung, die ich hatte als ich zu ihm zog, dass alles gut wird? Ist es die Erinnerung an das letzte Weihnachten, dass eine Katastrophe war, er mich allein sitzen ließ und sich in der anderen Hütte mit Alkohol zu schüttete, tobte und herum brüllte? Ist es vielleicht die winzige Hoffnung, dass dieses Jahr nach seiner neuen „Erkenntnis“, dass es mit mir doch alles besser wäre, ein schöneres Weihnachtsfest möglich gewesen wäre? Ist es … ich weiß nicht, was noch alles…?
Ich habe nicht zurück gerufen. Habe ihm eine sms-Nachricht geschickt, er möge mich bitte erst im neuem Jahr wieder anrufen, wenn es denn sein muss.
Aber gut, gut geht es es mir seit dem Blick auf das Handy nicht mehr und ich grüble, wie ich jetzt wieder aus diesem Emotionschaos herauskomme.
Viele werden denken, ist doch ganz einfach, schieß J. auf dem Mond und schaue nach vorn.
Ja, genauso hatte ich in letzter Zeit auch gedacht, meinte es auch, geschafft zu haben.
Wenn dieses doofe Weihnachten nicht wäre …
Jetzt habe ich mir vorgenommen, in den nächsten Tagen – bis ins neue Jahr hinein, abends darüber zu bloggen, worüber ich dankbar bin, was mir der Tag Dankbares gebracht hat, um meinen Weihnachts-Grübel-Modus in einen Dankbarkeits-Modus zu drehen.
Denn das, dass weiß ich inzwischen, wird mir gut tun und mich hoffentlich gut über die nächsten 10 Tage bringen.
Hoffentlich…
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